Zwergenwiese nimmt als erster Hersteller den Goldenen Windbeutel an

Bio-Hersteller verspricht alle Kinderprodukte nochmals zu prüfen

Als erster Hersteller überhaupt hat Zwergenwiese den Negativpreis Goldener Windbeutel akzeptiert und eine Rezepturänderung für seine zuckrige Kinder-Tomatensauce angekündigt.

Zudem kämen alle Kinderlebensmittel im Sortiment „auf den Prüfstand“, erklärte das Bio-Unternehmen. Auf Details wollte sich der Hersteller allerdings nicht festlegen. Die Verbraucherorganisation foodwatch begrüßte das Versprechen – betonte aber gleichzeitig, Zielmarke müsse sein, dass alle Zwergenwiese-Produkte die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation für gesunde Kinderlebensmitteln einhalten.

foodwatch war am Dienstag beim Zwergenwiese-Firmensitz in Schleswig-Holstein vor Ort, um den Negativpreis zu überreichen. Eine lebensgroße Tomatensaucen-Figur protestierte mit dem Schild „Ich will keine Werbelüge mehr sein!“. Als die Aktivistinnen und Aktivisten mit dem Goldenen Windbeutel vor dem Haupteingang standen, nahm Geschäftsleiter Jochen Walz die Trophäe vor laufenden Kameras persönlich entgegen und versprach, die Rezeptur der Kinder-Tomatensauce überarbeiten zu wollen. „Noch werden wir den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation nicht gerecht, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir brauchen halt ein wenig Zeit dafür“, sagte Jochen Walz. „Wir arbeiten mit einem dreiköpfigen Entwicklerteam mit Hochdruck daran.“ Zwergenwiese ist nach zehn Jahren der erste Lebensmittelhersteller, der den Goldenen Windbeutel angenommen hat.

„Schön, dass Zwergenwiese das Verbrauchervotum offenbar ernst nimmt. Wir fragen uns allerdings: Warum muss Zwergenwiese angeblich mit einem mehrköpfigen Entwicklerteam an neuen Rezepturen arbeiten, wenn das Unternehmen doch längst auch Tomatensaucen ohne zugesetzten Zucker im Sortiment hat. Das ist doch keine Raketenwissenschaft – extra zugesetzter Zucker hat in Kinderprodukten nichts verloren“, sagte Manuel Wiemann von foodwatch. Die Verbraucherorganisation kündigte an, die weiteren Schritte von Zwergenwiese genau zu beobachten. Das Bio-Unternehmen wiederum versprach, foodwatch umgehend über Neuigkeiten zu informieren. Als „Zeichen der Kooperation“, wie es Zwergenwiese ausdrückte, überreichte der Bio-Hersteller foodwatch eine goldene Zwergenmütze.

Fast 70.000 Verbraucherinnen und Verbraucher hatten bei der Online-Abstimmung von foodwatch mitgemacht und unter fünf Kandidaten mit großer Mehrheit das Zwergenwiese-Produkt zur Werbelüge des Jahres gewählt. Die für Kinder beworbene Tomatensauce enthält mehr als doppelt so viel Zucker wie die Erwachsenen-Version – dabei empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, dass Saucen für Kinder gar keinen zugesetzten Zucker enthalten sollten.

foodwatch engagiert sich seit Langem für eine gesetzliche Beschränkung des Kindermarketings als einen Baustein im Kampf gegen Fehlernährung und ernährungsbedingte Krankheiten. Gemäß den Empfehlungen der WHO für Kindermarketing sollten nur ausgewogene Produkte an Kinder beworben werden dürfen. Marktstudien haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass ein Großteil der an Kinder beworbenen Lebensmittel zu viel Zucker enthält.

„Geschmack wird anerzogen, und zwar schon im frühkindlichen Alter“, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Thomas Fischbach. „Sogenannte Kinderlebensmittel sind viel zu oft versteckte Zuckerbomben. Damit muss Schluss sein! Die Politik darf nicht weiter tatenlos zusehen, wie die Kindergesundheit wirtschaftlichen Interessen geopfert wird. Wir brauchen Verbote, um die Kinder effektiv vor irreführender Werbung zu schützen.“

Neben der Kinder-Tomatensauce von Zwergenwiese waren vier weitere Produkte für den Goldenen Windbeutel 2019 nominiert. foodwatch vergibt den Negativpreis in diesem Jahr zum neunten Mal. Die erste Wahl fand 2009 statt. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und ein überzuckerter Babykeks von Alete (2017). Vergangenes Jahr gewann das „Smart Water“ von Coca-Cola den Negativpreis.

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Quelle: foodwatch e.V. | Bild ©: foodwatch/picture alliance/Udo Fischer

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