Bio-Umsatz wächst - und damit die Chancen für Ökolandbau und Bio-Produktion
Politik muss Chancen nutzen und die Weichen auf Bio stellen
"Bio ist mehr als ein Trend. Jahr für Jahr kaufen die Deutschen mehr Bio-Produkte und sagen damit ja zum Ökolandbau", kommentiert Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), das anhaltend starke Umsatzwachstum des Bio-Marktes auf dem Medientag der BIOFACH-Messe.
Nach der Berechnung des "Arbeitskreises Biomarkt"* wurden 2014 mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken ein Umsatzplus von 4,8 % und ein Marktvolumen von insgesamt 7,91 Milliarden? (2013: 7,55 Mrd. ?) erreicht. **
"Das Nachfragewachstum an allen Absatzplätzen zeigt: Das Potenzial am Bio-Markt ist längst noch nicht ausgeschöpft", so Röhrig. 2014 setzte der Naturkostfachhandel sein starkes Wachstum fort und legte mit 9 % von allen Absatzwegen am meisten zu. Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) stieg der Bio-Umsatz um 3,6 %. Insgesamt entfielen im Jahr 2014 53 % Umsatzanteile auf den LEH (2013: 54 %), 33,0 % auf den Naturkostfachhandel und 14 % auf die sonstigen Verkaufsstätten. ***
Ökologischer Landbau in Deutschland 2014
Die Bio-Anbauflächen wuchsen 2014 wieder etwas stärker als im Vorjahr. Trotzdem konnte die Entwicklung der Bio-Betriebe und -Flächen mit dem Marktwachstum nicht mithalten. Nach aktuellen Schätzungen wuchs die ökologisch bewirtschaftete Fläche 2014 um rund 28.331 ha auf 1.089.000 ha, was einem Plus von 2,7 % entspricht. Die Zahl der Bio-Betriebe wuchs im selben Zeitraum auf 23.937 Betriebe, was eine Zunahme von 666 Betrieben oder 2,9 % bedeutet.
Umsaetze und Umsatzanteile für Öko lebensmittel in deutschland nach absatzebenen
Der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein weist darauf hin, dass sich die Voraussetzungen für 2015 verändert haben: "Die Chancen für die Umstellung auf Ökologischen Landbau haben sich verbessert. Der Markt wächst, die Kunden wünschen sich Produkte aus einheimischer Erzeugung, es kommt zu Rohstoff-Knappheit bei den Verarbeitern. Gleichzeitig gelten ab 2015 neue und bessere Förderprogramme, die einen starken Anreiz für die Umstellung auf Ökoland-bau setzen. Zum ersten Mal seit langem bieten ausnahmslos alle Bundesländer solche Programme an." Dazu kommt, dass Bio-Bauern aufgrund der positiven Umweltwirkung ihrer Wirtschaftsweise von den sogenannten Greening-Auflagen der allgemeinen Flächenförderung befreit sind. "All das sind Gründe dafür, dass die Umstellungsberatung derzeit lebhaft nachgefragt wird", so der BÖLW-Vorsitzende.
"Den aktuell positiven Trend muss die Politik durch kluge Rahmensetzung verstärken und darf ihn nicht durch falsche Maßnahmen abwürgen", fordert Löwenstein. "Deshalb darf die EU-Kommission nicht ihre Totalrevision der Öko-Verordnung durchdrücken, sondern muss den Rechtsrahmen der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft kontinuierlich und praxistauglich weiterentwickeln. Aus diesem Grund unterstützen wir die "Nürnberger Erklärung", mit der die Vertreter der Zivilgesellschaft und die Wirtschaft ein deutliches Signal nach Brüssel senden!"
Löwenstein sprach auf dem BIOFACH-Medientag auch die Düngeverordnung an: "Es darf nicht sein, dass mit den Regeln der geplanten Dünge-Verordnung ausgerechnet die ökologische Wirtschaftsweise benachteiligt werden soll, die ein ideales Instrument zur Minderung der Nitratüber-schüsse in Boden und Grundwasser ist." Im Übrigen müsse in allen Politikbereichen dafür gesorgt werden, dass für eine ökologische, die Chancen künftiger Generationen wahrende Ernährungswirtschaft bessere Bedingungen geschaffen werden als für eine Produktion, die zwar scheinbar billige Lebensmittel herstellt, den Großteil ihrer Kosten aber der Allgemeinheit überlasse.
Schließlich müssten auch die Marktteilnehmer selbst dafür sorgen, dass für Produkte aus ein-heimischer und ökologischer Erzeugung Preise gezahlt werden, durch die eine Erzeugung hier-zulande wirtschaftlich interessanter wird. Sowohl die immer wieder dokumentierte Mehrzahlungsbereitschaft der Verbraucher für regional erzeugte und Bio-Produkte als auch die vielen erfolgreichen Modelle für Wertschöpfungsketten mit fairen Preisen zeigen, welches Entwicklungspotenzial hier besteht.